© Hofmann&Lindholm
Nebenschauplätze Nr. 1: Das 20. Jahrhundert © Hofmann&Lindholm
Nebenschauplätze Nr. 1: Das 20. Jahrhundert© Hofmann&Lindholm
Nebenschauplätze Nr. 1: Das 20. Jahrhundert© Hofmann&Lindholm
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Nebenschauplätze Nr. 1: Das 20. Jahrhundert

Animation / Inszenierung

Hofmann&Lindholm reanimieren Schatten der Vergangenheit und projizieren sie in den - gedoppelten - Bühnenraum.

'Nebenschauplätze Nr. 1: Das 20. Jahrhundert“ stellt einen Reigen aus 20 Szenen dar, die in eine stilisierte Guckkastenbühne projiziert werden und ausschließlich durch den Kontrast von Hell und Dunkel sichtbar sind. Einzige Lichtquelle scheint ein Fenster zu sein, vor dem sich Silhouetten und Objekte abzeichnen - und zwischen Zwei- und Dreidimensionalität changieren. Zuschauer können kaum entscheiden, ob sich echte Personen durch den Raum bewegen oder sie lediglich mit einer bildlichen Darstellung konfrontiert sind.

Jede Szene von etwa vier Minuten verläuft nach dem gleichen Prinzip: Das Sonnen- bzw. Mondlicht wandert im Zeitraffer durch den Raum und jede Szene bezieht sich auf einen so genannten 'Nebenschauplatz' des Weltgeschehens. Der Fokus liegt jedoch nicht auf 'entscheidenden' Ereignissen, sondern nimmt randständig Momentaufnahmen in den Blick: Adolf Eichmann, der 1959 in Argentinien Kaninchen füttert, Yoko Ono und John Lennon, die sich zum ersten Mal in einer Londoner Gallerie begegnen oder 1957 die Vorbereitung der Hündin Laika 1957 auf den Flug ins Weltall.

Für die Realisation von 'Nebenschauplätze Nr. 1: Das 20. Jahrhundert' wurde ein komplexer Animationsfilm von 60 Minuten Länge produziert. Mittels umfangreicher Recherchen wurden die digitalen Schauplätze den historischen (Neben-)Schauplätzen (Stallung, Galerie, Forschungszentrum, etc.) nachempfunden. Es ging hierbei nicht nur darum, die Ausmaße, sondern auch das entsprechende Interieur (Möbel, Gegenstände) zu berücksichtigen. In die animierten Räume wurden die zuvor gedrehten Filmszenen übertragen, schließlich die entsprechenden Schattenverläufe zu bestimmten Tageszeiten errechnet und alle Konturen (von Personen, Tieren und Dingen) wieder entfernt.

‚Nebenschauplätze Nr. 1’ ist ein Kabinettstück flüchtiger Erscheinungen, in dem das Theater als Gedächtnisraum (der Projektionen) bespielt und kommentiert wird.


Sprecher: Roland Görschen
Mit: Milena Cairo, Roland Görschen, Jovan Halfmann, Milla Halfmann, Silke Halfmann, Petra Heim, Christina Hengefeld & Nala, Hannah Hofmann, Lena Hintze, Jean Maurice Kaczmarek, Werner Kraemer, Sven Lindholm, Jan Mallmann-Kallenberg, Edda Monn, Oli Monn, Thomas Peter, Matthias Peters, Tobias Philippen, Simon Rausch und Jan Sickinger
Konzept, Text, Regie, Raum: Hannah Hofmann, Sven Lindholm
Produktionsleitung: Alexandra Schmidt
Assistenz: Anna Schewelew
Animation: Jan Sickinger, Oli Monn
Ton: Hannah Hofmann, Sven Lindholm, Peter Harrsch

'Nebenschauplätze Nr. 1: Das 20. Jahrhundert' ist eine Koproduktion mit dem Künstlerhaus Mousonturm, dem FFT (Düsseldorf) und PACT Zollverein (Essen) im Rahmen der Frankfurter Positionen 2013. Die Produktion wurde zur Impulse Theaterbiennale eingeladen. Gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrheinwestfalen, sowie der Kunststiftung NRW.

Termine
23. – 25. Oktober 2014
Studiobühne (Köln)
29. – 30. Mai 2014
Spring Performing Arts Festival

Theater Kikker (Utrecht)
4. – 6. Juli 2013
Theaterfestival Impulse

FFT JUTA (Düsseldorf)
6. – 10. Februar 2013
Uraufführung - Frankfurter Positionen

Künstlerhaus Mousonturm (Frankfurt a.M.)
Rezensionen
Theater heute Nr. 4, S. 40., April 2013
The Future Will be Confusing
Houdinis Verschwinden ist eine Allegorie auf das Stück selbst, dessen Bilder als Memento mori eines verschwundenen, untergegangenen Jahrhunderts fungieren, an das die Erinnerungen schon zu verblassen beginnen, weshalb sie hier gleichsam magisch aus dem Totenreich der Imagination wieder heraufbeschworen werden. So ist das Theater von Hofmann&Lindholm nicht nur Bildmaschine, sondern auch Totenbeschwörung und Trauerarbeit. Die Bilder sind im Prinzip austauschbar. Nur durch die Verbindung mit den Texten werden sie, Emblemen und Denkbildern gleich, als das lesbar, was sie sein sollen.
Gerald Siegmund
Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 12. Februar 2013
Licht- und Schattenspiele. "Nebenschauplätze des 20. Jahrhunderts" im Mousonturm
Erstaunlich, wie diese ‚Nebenschauplätze’ die Geschichte wiederentdecken, als lote ihr körperloses Laterna-magica-Panorama kalkuliert mögliche Affinitäten zu Historien-drama und Historienmalerei aus. Ihr ‚Re-Enactment flüchtiger Erscheinungen’ spart oder höhlt die schreckenvollsten Momente des an Schrecken und Schmerzen überreichen 20. Jahrhunderts in Raum und Zeit freilich aus. Im Akt der Darstellung konzentrieren sie sich wirklich auf ‚Nebenschauplätze’ und das Vor- und Nachher des, zumeist, Schrecklichen. [...] Viel überraschender ist jedoch, dass ihre Schattenspiele so etwas wie die klassische Dämpfung und damit Bannung einer außer Rand und Band geratenen, von Massenmord und Irrsinn definierten Ära vollziehen.
Marcus Hladek
Frankfurter Rundschau, 8. Februar 2013
Schattenspiele der Vergangenheit. Die fabelhaften "Nebenschauplätze Nr. 1" des Duos Hofmann&Lindholm
Es ist [...] ein schattenhaftes Aufleuchten der Vergangenheit, hell-dunkle Erinnerungsräume, ein Schattenspiel, das mal an Scherenschnitte, mal an ‚Sin City’ denken lässt. Es ist auch ein historischer Reigen, vor dem Guido Knopp arm aussieht. Vor allem ist es Erinnerungsarbeit, die in dieser finsteren, platonischen Höhle der Zuschauer selbst verrichten muss. Er sieht immer, dass er nur Lichtspuren sieht, und trotzdem kann er nicht anders, als Vergangenheit zu sehen. Er versenkt sich in seine eigene Finsternis. Kopftheater, Denkbilder.
Peter Michalzik
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